Tobias Gohlis über Noir - Literatur und Film

 


Dark Zone - Ein Noir-Reader; hrsg. von Martin Compart; strange Verlag, Erkrath 2004

Film Noir, hrsg. V. Alain Silver u.a., Taschen Verlag, Köln 2004

 

 

 

Noir - als Reader und als Filmbuch

Nicht einen einzigen guten Charakter zeigten die Filme der Schwarzen Serie, sondern Figuren, die "mehr oder weniger alle korrupt" waren, habgierige, mörderische Frauen und verzweifelte Männer, die Stille und Ordnung nur auf eine Art schaffen konnten: mit einem Schuß aus der Waffe. "Noir" nannten die französischen Filmkritiker Borde und Chaumeton 1955 erstmals die zwischen 1941 und 1958 erschienenen amerikanischen Filme um Verbrechen, Gier und Leidenschaft, die in den USA vielen noch als Schund galten. Silvers Bildband zeigt, wie kalt kalkuliert die düstere Atmosphäre produziert, wie magisch die Hitze der Leidenschaft ausgeleuchtet war. Gleiches leistet Comparts wie immer kenntnissatter Noir-Reader für dunkle britische TV-Serien, abgedrehte Krimiplots, dark music und vor allem für ihn: Alain Delon, den homme solitaire, dem dieses Kleinod gewidmet ist.

Unredigiertes Manuskript, Veröffentlichung in DIE ZEIT Nr. 4/2005 am 20.1.2005