Wo Nobelpreisträger Saramago seinen ersten Roman schrieb



Lavre 22 Jahre danach

1975 erhob sich der Boden selbst

An diesem Tisch hat Saramago gessessen

Erinnerung an große Tage

Ich bin die Tochter von João Serra

Memórias de João Domingos Serra

_____

José Saramago: Hoffnung im Alentejo
Deutsch von Rainer und Rosi Bettermann

 

 

 

 

Wo die Hoffnung wuchs

In Lavre im Alentejo entstand der erste große Roman José Saramagos, des Nobelpreisträgers für Literatur 1998

1976 - auch in Lavre ist die Revolution vorbei. Ein hochgewachsener Mann steigt die Dorfstraße hinauf. Sein Weg führt ihn vorbei am nunmehr leerstehenden Polizeiposten und an der Grundschule mit den zwei Eingangstüren. Die linke ist dem männlichen, die rechte dem weiblichen Geschlecht vorbehalten, so steht darüber angeschrieben. Er passiert die Dorfkirche und einen Platz, auf dem ein winziger Orchesterpavillon von den wenigen Festtagen träumt, die die Leute im Alentejo kennen. Der Besucher aus der Hauptstadt betritt die schmale Rua Cândido dos Reis, wo er an die Tür des Hauses Nr. 38 klopft. Ein älterer, einfach gekleideter Mann öffnet. Kommen Sie herein, Genosse José. Man hat mir berichtet, daß Sie ein guter Kommunist und ein guter Schriftsteller sind.
So entstehen Romane. Wochenlang hocken die beiden Männer jeden Nachmittag zusammen. Der ältere, er heißt João Serra, erzählt, der jüngere, es ist José Saramago, macht Notizen. Was bekam ein Tagelöhner für eine Ernteperiode? Sechzig Kilo Maismehl, einhundert Escudos, drei Liter Olivenöl, fünf Liter Mönchsbohnen, Wohnung und Brennholz und am Jahresende eine entsprechende Zuwendung. Wann war das? Noch Ende der vierzige Jahre. Fragen über Fragen. Zahllos sind die Details eines Landarbeiterdaseins auf den Latifundien des Alentejo.
Eines Tages ist João der Fragen müde. Ich habe das alles früher schon aufgeschrieben, für meine Kinder. Der Schriftsteller, entzückt, bittet um die Aufzeichnungen. João denkt an die folgende Generation, der es nützen wird, vom Leid der Eltern zu lesen. Monate vergehen. Aus Lissabon bringt die Post die Hefte des Alten zurück und ein Dankschreiben des Schriftstellers. 1980 kommt eine Einladung zur Buchpremiere. José Saramago präsentiert in der Hauptstadt sein neues Werk: Levantado do Chão. Weil João kränkelt, schickt er Tochter Maria. Sie bringt ihm ein signiertes Exemplar heim. Gerührt liest der Alte, daß der Schriftsteller allen dankt, ohne die dieses Buch nicht geschrieben worden wäre. Sein Name führt die Liste an: João Domingos Serra. Nur die Freunde im Dorf und einige wenige Menschen außerhalb wissen, daß er der João Mau-Tempo des Romans ist, jener Johann Schlecht-Wetter, dessen Schicksal in den kommenden Jahren Zehntausende Leser ergreifen wird.
Der deutsche Titel von Saramagos Roman wird zum Schlagwort für revolutionäre Erlösungssehnsucht und bald auch, oft mit einem Fragezeichen versehen, zur Floskel der Medienkommentare: Hoffnung im Alentejo. In der portugiesischen Provinz schien sich das Geschick des Landes zu entscheiden. Wer die revolutionäre Landarbeiterbewegung verstehen wollte, las fasziniert den Roman, der das Leben der Mau-Tempos erzählt wie eine säkularisierte Fassung des Leidenswegs Christi.

Lavre 22 Jahre danach
22 Jahre später. Ein schläfriger Sonntag im November, portugiesischer Altweibersommer. Lavre, wie alle Dörfer im Alentejo auf einem Hügel errichtet, döst in der warmen Sonne. Die drei Türme des Dorfes – Kirche, Feuerwehr, Wasserturm – werfen noch kurze Schatten. Gibt es hier eine Fonte do Amieiro, hatte der Journalist aus Deutschland am Tresen des einzigen Restaurants gefragt. Die alten Herren hatten die Köpfe unter den Schirmmützen zusammengesteckt und am Ende ihrer Beratungen auf die Straße nach Vendas Novas gedeutet, da hinunter, beim Paprikafeld rechts, da mußt du suchen.
So muß sich ein Wünschelrutengänger fühlen, wenn er die Wasserader trifft. Nach und nach hatte sich die Ahnung verfestigt, die in Hoffnung im Alentejo beschriebenen Ereignisse seien lokalisierbar: Nicht nur Lissabon, auch die kleineren Orte wie Vendas Novas, wo die Kaserne und die Kanonen davor an die Tage der Repression erinnern, und Montemor-o-Novo mit dem Kastell waren auf den Karten zu finden. Und nun Lavre und der Brunnen von Amieiro.
Wenn der Brunnen sprechen könnte, heißt es im Roman, würde er von fünfhundert Jahren Liebe im Latifundium erzählen. Vom Grundherrn, der am Brunnen ein Mädchen überfiel und dafür sorgte, daß immer mal jemand unter ihren Nachkommen blaue Augen hatte; von den Treffen der jungen Leute, die hier der Aufsicht ihrer Eltern entwischten; von Maria Adelaide schließlich, der Enkelin João Mau-Tempos, die dort im Frühling 1975 voll Sehnsucht Blumen pflückte. Beim Paprikafeld in der Flußniederung fínden sich zwei Brunnen. Der eine ist barock mit Säulchen und Jakobsmuschelverzierung geschmückt, der andere viel älter: drei Steinquader stützen die Doppelkuppel des Daches, ja, so kann ein Werk der Mauren ausssehen. Als der Deutsche über den frisch grün wuchernden Klee zum Becken hinabklettert, zischen kleine Flußkrebse über den Grund des Bassins und wirbeln Sediment auf.
Abend in der Casa do Povo. Im Volkshaus nehmen die Männer nach der Jagd noch ein Gläschen. Den ganzen Tag über hat es geknallt, unten am Fluß, am Brunnen, wo so spät im Jahr noch Bienen schwärmen, und in den lichten Korkeichenwäldern ringsum. Unter den Zeitungen hinten auf dem Gefrierschrank liegt die Folha da Montemor mit einem Sonderbericht vom Besuch des Nobelpreisträgers. Gleich, nachdem die Entscheidung der Stockholmer Jury bekannt geworden war, war José Saramago nach Lavre geeilt. Beim Festempfang in der Kooperative Boa Esperança hatte er erklärt: Mein Leben ist mit vier Hauptorten verbunden: Azinhaga do Ribatejo, wo ich geboren wurde; Lissabon, wo ich gelebt habe; Lavre, wo ich mich wahrhaftig zum Schriftsteller entwickelte und die Grundlagen für die Gewinnnung des Nobelpreises gelegt wurden; Lanzarote, die Insel, auf der ich zur Zeit wohne.

1975 erhob sich der Boden selbst
In Levantado do Chão hatte Saramago sein Thema, die Geschichte Portugals, und seinen Stil gefunden. Die Erinnerungen João Serras, die Erzählungen und Berichte anderer Landarbeiter verdichtete er zu einem vielstimmigen Klagegesang des Landes, seiner Natur und seiner Menschen. Drei Generationen Mau-Tempos durchleiden das Martyrium im Latifundiensystem: Alkoholismus, Hunger, Gefängnis, Folter, Schwerstarbeit von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang, Streiks für Brot und Kleidung, zuviele Kinder, Krankheit. Erst der Generation Maria Adelaides beschert die Nelkenrevolution, die 1974 die Diktatur Salazars und Caetanos beendete, einige Hoffnungsschimmer. 1975 erhebt sich der Boden selbst (so könnte man den portugiesischen Romantitel wörtlich übersetzen). Weil die Großgrundbesitzer keine Arbeit mehr vergeben, übernehmen die Landarbeiter und Tagelöhner die leerstehenden Latifundien in ihre eigene, kooperative Regie.
In Hoffnung im Alentejo hat Saramago die Tonlagen und Redeweisen des ländlichen Portugal gesammelt: Leidensklage und Wunderglaube der Volksreligiosität, die verknappten Sätze und das Ächzen der analphabetischen Tagelöhner, die Kommandos der Sergeanten und Vorarbeiter, die Träume vom Sattessen und das Rauschen der Korkeichen. Dem Ausländer scheint der Roman wie ein portugiesischer Beitrag zur lateinamerikanischen Welle des magischen Realismus. Doch Saramago hat nicht wie der Kolumbianer García Márquez sein Macondo mit phantastischen Geschichten, mit Wundern und Magie zum Bersten gefüllt. Saramago hat recherchiert wie ein Dokumentarist. Die Geschehnisse des Romans sind verbürgt, die Namen der Orte sind unverändert, nur die Helden sind verstorben.

An diesem Tisch hat Saramago gessessen
Doch nicht alle. Der Alemão soll sich, rät man am Tresen der Casa do Povo, an Mariana Basuga wenden. Mariana weiß alles über Saramago. Die Wirtin beginnt zu telefonieren, ist Mariana zu Hause? Ohne sie wäre Hoffnung im Alentejo gewiß nicht entstanden, das ist gewiß. Jeden Mittag und Abend machte sich Saramago aus seinem Zimmer in der Kooperative oben im Dorf auf den Weg die Straße herunter und setzte sich sich bei Mariana zu Tisch. Hier auf dem Sofa hat er 1976 gesessen, sagt sie und klopft auf die Tischplatte, eine winzige weißhaarige Frau in Witwentracht. Damals gab es das Restaurant oben an der Straße noch nicht, und besser und billiger war es auch bei mir. Alles hat er gegessen, Kartoffeln und Reis und Fleisch. Nur Saubohnen, die aß er nie. Wie eine Familie waren wir.
Ihr verstorbener Mann João und auch die Tochter Elvira, die heute in Lissabon lebt, sind Figuren im Roman. Ihr Mann wurde zu Manuel Espada, einem Anführer der Landarbeiter, die Tochter ist jene Maria Adelaide, die an der Fonte do Amieiro Blumen pflückt. Sieben Kinder hatten sie, berichtet Mariana, und vor der Revolution waren sie so arm, daß João vier Jahre lang barfuß zur Feldarbeit ging, denn Schuhe besaß er nicht. Der Alemão weiß nicht, ist er im Roman oder im Leben. Mariana erzählt von geheimen Treffen, von Flugblättern, von der Fahrt mit dem Traktor, als 1975 die Joãos von Lavre für die Agrarreform agitierten.
Herculano Redondo, Marianas Nachbar, war einer von ihnen. Bei einer Coçida Alentejana, einer Suppe aus Brot, Fleisch und Gemüse, erinnert er sich an die große Zeit der Erhebung. In der Küche ist zwischen Tisch, Sofa und Vitrine kaum Platz für die Stühle, auf denen Herculano und der Deutsche sitzen. Frau Beminda und die Tochter stehen nebenbei, das ist so Sitte, und essen erst, wenn die Männer fertig sind. Ich bin, gib mal das Buch rüber, Beminda, im Roman bin ich Sigismundo Canastro. Herculano blättert in der Erstausgabe, jene, in der noch die Danksagung des Autors an seine Miterzähler enthalten ist. Die handschriftliche Widmung darin „Ich umarme dich, Herculano, José“ ist am 28. Oktober 1998 dazugekommen.

Erinnerung an große Tage
Hier haben wirs. Herculano liest, aber es ist, als erzähle er. Im Binnenmeer des Latifundiums kommen die Wellen nicht zur Ruhe. Manuel Espada begab sich eines Tages zu Sigismundo Canastro, das bin ich, zusammen suchten sie António Mau-Tempo auf, das ist der Sohn von João Serra, der jetzt in Lissabon lebt, und Maria Adelaide, das ist die Elvira von nebenan. Beminda nickt.
Herculano geht vor die Tür. Da, er zeigt mit ausgestrecktem Arm, diesen Sandweg sind wir mit dem Traktor runtergefahren, nach Mantas, nach Vale da Canseira, nach Monte da Areia, nach Pedra Grande, auf allen Landsitzen und Gütern werden die Schlüssel eingezogen, und das Inventar wird verzeichnet, wir sind Werktätige und nicht zum Stehlen gekommen. In der neugegründeten Kooperative hat Herculano dann im Büro gearbeitet. Voll bester Hoffnung war sie Boa Esperança genannt worden. Doch bald schon machte die sozialdemokratische Regierung die Agrarreform rückgängig und die Großgrundbesitzer erhielten alles zurück.
Heute arbeitet Herculano wieder auf dem Feld, so alt er ist. Aber wohl nicht mehr lange, denn die EU bezahlt den Grundeigentümern die Stillegung landwirtschaftlicher Nutzflächen. Daß damit auch die Arbeit von Herculano stillgelegt wird, dessen kleine Rente zum Leben nicht reicht, schert in Brüssel niemanden. Und diesmal gibt es keine jungen Leute mehr, die das Land besetzen würden. Die sind nach Lissabon oder Porto abgewandert, wie Elvira Basuga und António Serra.
Die Kooperative, die dem Genossen Schriftsteller einen Raum zur Verfügung stellte, hat aufgeben müssen. Beim Gutshof ist ein Laden der Konsumgenossenschaft eingezogen, in einem der Zimmer darüber hat Saramago 1976 gearbeitet. Aber in welchem? Wie ein Hausierer steht der Alemão im weitläufigen Innenhof. Im ersten Stock des Wohnhauses wird ein Fenster aufgetan. Man hat die Verwalterin gerufen. Nein, schüttet sie einen Wortschwall auf den Bittsteller herab, das Zimmer sei nicht zu besichtigen. Welches war es denn genau? Das könne nicht gezeigt werden. Man habe schon genug unter der Enteignung und der Revolution und dem Unrecht gelitten, jetzt sei alles wieder privat, Gott sei Dank. Jetzt gehört alles wieder den da Veigas, wie seit Hunderten von Jahren.

Ich bin die Tochter von João Serra
Nicht alles. In den alten Wirtschaftsgebäuden auf der anderen Hofseite fristet als Überbleibsel der Revolution noch die Bar Coop ihr Dasein. Ein Kaffee, ein Brandy, etwas tröstliches wird sich dort finden. Im Dunkel einer Glühbirne drei Leute: Hinter dem Tresen das Wirtschafterehepaar, einer, am Morgen schon angetrunken, davor. Der Deutsche mokiert sich über die Liebe der da Veigas zur Literatur. Ja so sind sie, diese armen Cousinen der Gutsbesitzer, stimmt die Frau an der Bar ein, engstirnig und hochfahrend. Das war ein Fest, als Saramago hier zu Besuch war im Oktober, bei Boa Esperança drüben, ich bin übrigens die Tochter von João Serra. Wie bitte?
Ich bin Dionora Serra, die Tochter von João Serra, stellt sie sich förmlich vor. Wir waren zehn, drei Jungen und sieben Mädchen. Das ist mein Mann José Davide. Wieder tut sich eine neue Wirklichkeitsebene des Romans auf. Viel hat Dionora vom aufrührerischen Leben des Vaters nicht mitbekommen. Sie war, 1946 geboren, noch klein, als der Vater im Gefängnis war, in Montemor-o-Novo, der Kreisstadt, und in Lissabon, wo er 72 Stunden „die Statue“ machen mußte und die Geheimpolizei PIDE ihn schlug. Sie wußte nur, daß es ein Geheimnis bleiben mußte, wenn er nachts noch einmal wegging, um die Genossen zu treffen.
Dionora geht mit dem Alemão zum Friedhof. Marmor ist im Alentejo nicht teuer, bei Estremoz gibt es reiche Vorkommen. So liegen auch Dionoras Eltern im feinen Marmorgrab. Ernst blicken sie aus ihren ovalen Bilderrahmen die Besucher an. Das ist also Faustina Mau-Tempo, und das ist João Mau-Tempo. Hier liegt Julia Perpétua, geboren 6-4-1907, gestorben 13-7-1980, und ihr Ehemann João Serra, geboren 2-9-1905, gestorben 19-8-1982. Klare, strenge Gesichter, geprägt von schwerer Arbeit und zähem Durchhalten. Was wüßten wir über sie und ihresgeleichen, hätten sich João und José damals vor 22 Jahren nicht getroffen?

Memórias de João Domingos Serra
Ins Haus des Vaters darf der Deutsche auch. Dionora wundert sich, was daran interessant sein könnte. Ihr Mann und sie haben es nach dem Tode des Vaters umgebaut. Es ist typisch für Lavre: die Front zur Straße hat nur zwei Türen, kein Fenster. Die Räume liegen hintereinander und jeder ein paar Stufen tiefer als der andere. Schmal wie Handtücher sind die Grundstücke am Hang. Feuerstelle und Sofa, wo die beiden Erzähler saßen, sind durch eine moderne Kücheneinrichtung ersetzt. Wie klein ist alles! Dort stand Vaters Bett: auf einem Treppenabsatz. Darin ist er auch gestorben, glücklicher als im Roman, wo er ein letztes Mal, wie damals, als man ihn folterte, die Zähne zusammenbeißen mußte. Das ist wieder einmal so dahingesagt, schrieb Saramago, denn es sind kaum noch Zähne da, oben ein paar und unten ein paar, und sie passen auch nicht aufeinander, da ist nichts mit Zusammenbeißen, sie treffen nur das Zahnfleisch. Im Tode haben sich die Lebenläufe der beiden Joãos wieder getrennt: João Serra ist friedlich eingeschlafen, João Mau-Tempo starb als Romanheld.
Die vergänglichen Stimmen der Lebenden und der Toten – eingefangen, aufbewahrt im Roman. Nach der Rückkehr ins kalte Deutschland liest der Deutsche tagelang in Papieren, die ihm Dionora überlassen hat. „Memórias de João Domingos Serra“ steht auf dem Deckblatt der achtzig computergeschriebenen Seiten. Sohn António hat sie erst vor zwei Jahren mühselig aus den Heften des Vaters abgeschrieben. Bei jeder Seite staunt der Journalist erneut. Wie verwandt klingen Landarbeiter und Schriftsteller!
Noch sprechen sie gemeinsam. Noch leben Mariana Basuga und Hercolano Redondo, die Zeugen in Lavre. Noch lebt auch João Machado, der in Montemor-o-Novo als Schankwirt im Parteibüro der Kommunisten seine Rente aufbessert. Er ist der letzte von Saramagos Gewährsleuten in der Stadt, inzwischen siebenundsiebzig Jahre alt. Fünf Mal haben sie ihn ins Gefängnis geworfen, zwölf Jahre seines Lebens. Immerhin, er hat überlebt.
Andere nicht: Germano Vidigal, den die PIDE 1945 in Montemor zu Tode folterte, José Adelinos Santos, der 1958 beim Protest gegen Wahlfälschungen aus dem Bürgermeisteramt heraus erschossen wurde. Ihnen hat Saramago seinen Roman gewidmet.
Lange wird es nicht mehr dauern, bis die Wirklichkeit des Romans verschwunden ist.

Veröffentlichung in DIE ZEIT Nr. 51 vom 10.12.1998, dem Tag der Verleihung des Nobelpreises für Literatur an José Saramago