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Verzwickt und voller Windungen _____ James Church : Aus dem Amerikanischen von Uli Mayer |
Undurchsichtiges Nordkorea Inspektor O überlebt im Grabenkrieg der politischen Fraktionen![]() Was wäre die Spionage ohne Spionageromane? Sie bliebe unsichtbar. Erst die Spionageromane hellen den Krieg im Dunkeln gerade so weit auf, dass Konturen des realen Geschehens erkennbar werden. Oder die Konturen dessen, was wir Leser für reales Geschehen halten sollen. Wie jede andere Literatur überzeugen Spionageromane in erster Linie durch die Plausibilität ihrer Erzählung. Das Geflecht der Intrigen muss einleuchtend konstruiert, der Knoten der Furcht langsam und kunstvoll geflochten werden, um die paranoide Welt aus Betrug und Verrat überhaupt erst als vorstellbar erscheinen zu lassen. Gesteigert wird die Glaubwürdigkeit, wenn uns die Autoren der Spynovels als Überläufer begegnen. Ob es wahr ist oder gut erlogen, Eric Ambler, Graham Greene oder John le Carré gelten als Leute, die die Welt der Geheimdienste von innen kannten. Die Vorstellung, sie schrieben hart an der Grenze zum Geheimnisverrat, umweht ihre Romane wie Pulverdampf.
Deshalb ist es nicht verwunderlich, sondern entspricht der Konvention, wenn sich der Autor des ersten Politthrillers, der in Nordkorea spielt, ebenfalls mit einem Schlapphut tarnt.„John Church“, so wird vom amerikanischen Nautilus
Institute for Security and Sustainable Development verbreitet (und der Heyneverlag
folgt dieser Darstellung), sei das Pseudonym eines Geheimdienstlers,
der viele Jahre in Nordkorea und Umgebung tätig gewesen sein soll. „Church“ selbst
setzt noch eins drauf: In den Publikationen dieses Instituts veröffentlicht
er schon mal Interviews mit dem lebenden Vorbild seines Romanhelden,
in denen dieser auf einer Parkbank in Pjöngjang brisante Politfragen kommentiert. Unredigiertes Manuskript, Veröffentlichung in Die
Zeit am
28.2.2008 |
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