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Start | Mordskunst | Tobias Gohlis über Nicci French: Blauer Montag | |
_________ Nicci French: |
Frieda überschreitet Grenzen Sehr selten: ein guter psychologischer Kriminalroman Der Standard-Psychothriller hat viel mit dem Standard-Regio-Krimi gemein. Beides sind meist literarische Unglücksfälle, in denen äußerst schlichte Kriminalhandlungen mit etwas Psychischem bzw. Lokalem kombiniert werden. Nur selten zeichnen sie sich durch ein gewisses Verständnis – von intellektuellem und ästhetischem Begreifen gar nicht erst zu reden - des Seelischen oder des Lokalen aus. Umso erfreulicher ist es, wenn einmal ein Kriminalroman auftaucht, der sich kenntnisreich, sachlich kompetent und angemessen auf dem schwierigen Gebiet extremer seelischer Verwerfungen bewegt. Die Genrekennung "Psychothriller" für das jüngste Buch des englischen Ehepaars Nicci Gerrard und Sean French, das unter dem gemeinsamen Nom de Plume Nicci French veröffentlicht, lässt jedenfalls ein wesentlich schlechteres Buch erwarten. In Blauer Montag tobt kein wahnsinniger Psychopath durch London, im Zentrum steht eine professionelle und äußerst beherrschte Psychotherapeutin. Frieda Klein lehnt die Couch ab, sie sitzt ihren Patienten von Angesicht zu Angesicht gegenüber. Ihre innere Unruhe agiert die Schlaflose wie seinerzeit Charles Dickens in nächtlichen Märschen durch London aus. Im Zusammenhang mit ihrer therapeutischen Arbeit würde sie niemals einen Schritt ins Freie tun. Sie beschränkt sich auf die vier Wände ihrer Praxis und auf die Probleme ihrer Patienten, denen sie gesprächsweise hilft, besser damit umzugehen. Auf keinen Fall greift sie, so eine ihrer Regeln, ins Leben ihrer Klienten ein, und kein Fremder darf ihre Privaträume betreten. Gezielter Zufall Unredigiertes Manuskript, Veröffentlichung in DIE ZEIT Nr. 06 vom 2.2.2012 Siehe auch: Tobias Gohlis über „Nicci French - In seiner Hand“ |
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